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Luc Montagnier
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Luc Montagnier (*1932) ist ein französischer Virologe. Für seinen Beitrag zur Entdeckung des HI-Virus, des Erregers von AIDS, wurde ihm 2008 zusammen mit einem Mitglied seiner Arbeitsgruppe der Nobelpreis für Medizin verliehen. | Luc Montagnier (*1932) ist ein französischer Virologe. Für seinen Beitrag zur Entdeckung des HI-Virus, des Erregers von AIDS, wurde ihm 2008 zusammen mit einem Mitglied seiner Arbeitsgruppe der Nobelpreis für Medizin verliehen. |
Version vom 20. Mai 2016, 11:25 Uhr
Luc Montagnier (*1932) ist ein französischer Virologe. Für seinen Beitrag zur Entdeckung des HI-Virus, des Erregers von AIDS, wurde ihm 2008 zusammen mit einem Mitglied seiner Arbeitsgruppe der Nobelpreis für Medizin verliehen.
Nach einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2009 erhielt er viel Aufmerksamkeit aus der Homöopathie, weil man die darin berichteten Ergebnisse als Bestätigung der Annahmen und Modellvorstellungen der homöopathischen Lehre sieht.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt der Arbeit
Montagnier berichtet in der 2009 veröffentlichten Arbeit über seine Untersuchungen an bakteriellen Krankheitserregern [1].
Ausgangspunkt war eine Beobachtung an Mykoplasmen, das sind sehr kleine Bakterien. Durch Filtrieren einer Suspension mit Mykoplasmen erhält man zunächst eine sterile Flüssigkeit, die jedoch in der Lage ist, wieder Mykoplasmen hervorzubringen. Montagnier lässt aber völlig offen, welcher Zusammenhang zu seinen im Paper nachfolgend beschriebenen Untersuchungen besteht.
Montagnier untersuchte Bakterien enthaltende Flüssigkeiten (Substrate). Als er diese abfilterte, so zeigte sich, dass die Filtrate nach weiterer Verdünnung niederfrequente elektromagnetische Wellen aussendeten - allerdings nur, wenn man die Verdünnung schrittweise durchführt und dabei kräftig schüttelt, die Verdünnung also ähnlich einer in der Homöopathie üblichen Potenzierung ausführt.
Montagnier benutzte eine denkbar einfache Messeinrichtung. Diese bestand aus einer Wendel aus Kupferdraht, die über einen Signalverstärker einem PC zugeführt wurde. Die zu untersuchende Flüssigkeit wurde in einem verschlossenen Röhrchen in die Wendel eingebracht, und die am PC erhaltenen Signale wurden aufgezeichnet. Diese wiesen niederfrequente Schwingungen auf, die in der Suspension als Resonanz des elektromagnetischen Rauschens aus der Umgebung entstanden sein sollen.
Als Proben dienten neben den Suspensionen die jeweiligen Filtrate in 100 nm (Nanometer) und 20 nm Feinheit sowie daraus in Schritten von 1 : 10 hergestellte Verdünnungen. Die Mikroorganismen (E. Coli, M. Pirum und andere) waren groß genug, um durch die 100-nm-Filterung abgeschieden zu werden.
Ergebnisse
Die originäre ungefilterte Suspension verursachte für alle untersuchten Bakterien keine Signale. Die Filtrate von M. Pirum erhöhten hingegen die Amplituden und die Frequenzen aus dem elektromagnetischen Rauschen der Umgebung:
- die ersten Verdünnungen zeigten gewöhnlich keine Signale,
- nur in einem Bereich der Verdünnungen von 1:105 bis 1:108 oder 1012 traten Signale auf,
- höhere Verdünnungen waren normalerweise negativ,
- sowohl die 100-nm-Filtrate als auch die 20-nm-Filtrate zeigten Signale,
- E. Coli zeigte generell ein ähnliches Verhalten in leicht verschobenem Konzentrationsbereich, allerdings ergaben die 20-nm-Filtrate keine Signale.
- Wenn man zwei Proben in eine abgeschirmte Kammer brachte, konnte man sogar eine gegenseitige Beeinflussung beobachten, sofern beide Proben aus Suspensionen der gleichen Bakterien hergestellt worden waren.
- Die Signale waren weitgehend unabhängig davon wie viele Mikroorganismen in der ursprünglichen Suspension vorhanden waren. Bei Anzahlen zwischen 10 und 109 gab es keinen wesentlichen Unterschied.
- Die Fähigkeit zur Abstrahlung hielt sich mehrere Stunden, maximal bis zu zwei Tagen.
- Mit dem vorhandenen einfachen Messgerät konnten keine Unterschiede in den Signalen der verschiedenen Spezies festgestellt werden.
Durch weitere Versuche wurde die Ursache der Erscheinung auf die DNA der Bakterien zurückgeführt, die ihrerseits nicht näher beschriebene dauerhafte Nanostrukturen im Wasser hervorgerufen habe. Aus diesen Nanostrukturen, so Montagnier, konnten die ursprünglichen Pathogene wieder entstehen.
Montagnier untersuchte noch eine ganze Reihe weiterer Bakterien und fand, dass nicht alle diese Eigenschaft aufwiesen. Die meisten Krankheitserreger scheinen Radiowellen abstrahlen zu können, nützliche Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien dagegen nicht. Viren, deren Erbmaterial aus DNA besteht (DNA-Viren), strahlten ebenfalls Wellen ab.
Montagnier und die Homöopathie
Die Ähnlichkeit des Vorgehens Montagniers zur Homöopathie beschränkt sich darauf, dass die Filtrate stufenweise im Verhältnis 1 : 10 verdünnt und dabei jeweils kräftig geschüttelt wurden. Die Ergebnisse stehen aber in einigem Widerspruch zu den in der Homöopathie üblichen Vorstellungen:
- Es ist die DNA, die den Effekt hervorruft. Die Wirkung anorganischer Substanzen bzw. einfacher organischer Verbindungen konnte also nicht erklärt werden.
- Es scheinen noch nicht einmal alle Organismen den Effekt zu erzeugen.
- Die Verdünnungen waren nur in einem vergleichsweise engen Bereich aktiv, je nach Spezies der Bakterien in homöopathischer Nomenklatur zwischen D8 und D12.
- Der Effekt hält sich nur für vergleichsweise kurze Zeit von weniger als 48 Stunden und auf keinen Fall über so lange Zeiträume, in denen Homöopathika haltbar sein sollen.
- Der Effekt wird mit zunehmender Verdünnung schwächer und verschwindet oberhalb D18 völlig, wohingegen in der Homöopathie wesentlich höhere Potenzen entsprechend stärkerer Verdünnungen im Gebrauch sind.
Montagnier selbst hat sich in einem Interview in Science davon distanziert, dass seine Arbeiten die Homöopathie bestätigten, wenn ihm auch einige Aspekte nicht grundfalsch zu sein scheinen[2]:
F: Denken Sie auch, dass etwas für die Homöopathie spricht?
L.M.: Ich kann nicht sagen, dass die Homöopathie in allem Recht hätte. Was ich jetzt sagen kann, ist, dass die starken Verdünnungen richtig sind. Starke Verdünnungen von etwas sind nicht Nichts. Sie sind Wasserstrukturen, die die originalen Moleküle nachahmen. Wir haben herausgefunden, dass wir mit DNA nicht mit den extrem starken Verdünnungen arbeiten können wie in der Homöopathie gebräuchlich. Wir kommen nicht weiter als bis zu einer Verdünnung von 1 : 1018, oder wir verlieren das Signal. Aber sogar bei 1 : 1018 kann man ausrechnen, dass kein einziges DNA-Molekül mehr übrig ist, und doch erhalten wir ein Signal.
Unklar ist, was Montagnier unter einer starken Verdünnung versteht, anscheinend gehört 1 : 1018 schon dazu. Dies aber ist im homöopathischen Verständnis noch lange keine Hochpotenz.
In diesem Interview bringt Montagnier auch zum Ausdruck, dass es ihm um Anwendungen seiner Entdeckung in der Medizin geht, etwa bei der Diagnose von Infektionskrankheiten und nicht um die Grundlagen der Homöopathie. Dies wird auch in seinen später veröffentlichten Arbeiten deutlich, die sich auf diese abgestrahlten Radiowellen beziehen und beispielsweise die Detektion von HI-Viren in Aids-Patienten zum Gegenstand haben[3].
Rezeption durch die Homöopathie
Seitens der Homöopathie wurde die Arbeit sehr schnell als eine Bestätigung der Lehre vereinnahmt, und zwar der Lehre in ihrer Gesamtheit, nicht nur für die Vorgänge beim Potenzieren. Dabei gibt es durchaus auch falsche Unterstellungen, wie ein Beitrag von Dana Ullman in der Huffington Post zeigt[4].
Das obige Zitat aus Science wird von ihm mit einer Ergänzung wiedergegeben, die den Sinn von Montagniers Antwort völlig verkehrt:
Ich kann nicht sagen, dass die Homöopathie in allem Recht hätte. Was ich jetzt sagen kann, ist, dass die starken Verdünnungen (wie in der Homöopathie gebräuchlich) richtig sind. Zitatende. (Hervorhebung durch den Autor)
Dabei wird unterschlagen, dass Montagnier in einem der nächsten Sätze genau das Gegenteil dessen sagt, was Ullman ihm hier mit der Klammer in den Mund legt, eben: Wir haben herausgefunden, dass wir mit DNA nicht mit den extrem starken Verdünnungen arbeiten können wie in der Homöopathie gebräuchlich.
Der Kopp-Verlag titelt gar, dass die wissenschaftliche Grundlage der Homöopathie nun entdeckt sei.[5]
Weitere Beispiele:
In einer Werbebroschüre der Emil-Schlegel-Klinik heißt es[6]:
Der französische Nobelpreisträger und Virologe Luc Montagnier konnte 2010 nachweisen, dass Wasser über ein „Gedächtnis“ verfügt, das in der Lage ist, Informationen von gelösten Substanzen, die chemisch längst nicht mehr nachweisbar sind, zu speichern. Damit erbrachte er einen möglichen Nachweis für die Wirksamkeit der Homöopathie.
Auf einer anderen Webseite heißt es[7]:
Damit greift Montagnier eine der Grundlagen der Homöopathie auf, nachdem der Organismus mit Potenzen von Giftstoffen oder Pathogenen geheilt werden kann, auch wenn keine Substanz mehr nachweisbar ist. Cristal Sumner von der britischen homöopathischen Gesellschaft resümiert, dass Montagniers Arbeit der Homöopathie ein „echtes wissenschaftliches Ethos“ gäbe.
Unabhängig von der massiven Kritik aus der Fachwelt (siehe unten) werden die Ergebnisse also völlig überbewertet und auf alle Mittel und das gesamte Gedankengebäude übertragen - was nach dem Inhalt der Arbeit nicht gerechtfertigt ist.
Rezeption in der Wissenschaft
Andere Wissenschaftler hingegen begegneten Montagniers Arbeit mit einigen Vorbehalten[8] [9]. Montagnier hat seine Ergebnisse unter anderem auf dem Treffen der Nobelpreisträger 2010 in Lindau vorgetragen[10], was auf erhebliche Skepsis bei den anwesenden Wissenschaftlern gestoßen ist[11].
Die Vorbehalte beziehen sich dabei nicht nur auf die hier beschriebenen Untersuchungen selbst und die darin enthaltene vermeintliche Bestätigung der Ergebnisse Benvenistes aus dem Jahr 1988. Die Aussage, Enzyme würden Bruchstücke von DNA-Molekülen erkennen, diese dann regenerieren und daraus sogar die ursprünglichen Bakterien wieder herstellen, stößt ebenso auf Widerspruch wie Montagniers Ansinnen, mit Hilfe der niederfrequenten Radiowellen Aids zu diagnostizieren sowie einige Ansätze zur Behandlung von Autismus. Kurz: Montagnier hat sich ziemlich weit von anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen entfernt. [12][13]
Zusammenfassung
In der von Luc Montagnier vorgelegten Arbeit wurde die Homöopathie nicht betrachtet. Obwohl die Ergebnisse in weiten Teilen der homöopathischen Lehre widersprechen, wurde die Arbeit dennoch von einigen Befürwortern der Homöopathie als Beleg für die Wirksamkeit homöopathischer Präparate vereinnahmt. Dabei wird das Ergebnis generell überinterpretiert bis hin zur sinnentstellenden Wiedergabe von Aussagen des Autors. Dabei ist die Arbeit bei den Kollegen Montagniers auf erhebliche Vorbehalte gestoßen, die Zweifel daran wecken, ob die Ergebnisse überhaupt unabhängig wiederholbar sind. Bisher sind keine Replizierungen von Montagniers Versuchen bekannt, so dass sowohl die beschriebene Abstrahlung elektromagnetischer Wellen als auch deren Fortbestehen in ultrahoher Verdünnung nicht als wissenschaftlich gesicherte Phänomene angesehen werden können.
Quellen- und Literaturangaben |
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Anmerkungen und Originalzitate |
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