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Branchenverbände (Österreich)
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Der Artikel gibt einen Überblick über den Markt für pharmazeutische Produkte in Österreich und widmet separate Kapitel den Branchenverbänden der Pharmaindustrie. Die wichtigsten [[Artikel:Hersteller_(Österreich)|österreichischen Hersteller]] homöopathischer Präparate sind Mitglied im Branchenverband ''Pharmig'' sowie in der ''IGEPHA'', dem Verband der Hersteller rezeptfreier Arzneimittel. Beide Verbände engagieren sich durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit zugunsten der Homöopathie. | Der Artikel gibt einen Überblick über den Markt für pharmazeutische Produkte in Österreich und widmet separate Kapitel den Branchenverbänden der Pharmaindustrie. Die wichtigsten [[Artikel:Hersteller_(Österreich)|österreichischen Hersteller]] homöopathischer Präparate sind Mitglied im Branchenverband ''Pharmig'' sowie in der ''IGEPHA'', dem Verband der Hersteller rezeptfreier Arzneimittel. Beide Verbände engagieren sich durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit zugunsten der Homöopathie. | ||
Aktuelle Version vom 5. Dezember 2020, 17:14 Uhr
Der Artikel gibt einen Überblick über den Markt für pharmazeutische Produkte in Österreich und widmet separate Kapitel den Branchenverbänden der Pharmaindustrie. Die wichtigsten österreichischen Hersteller homöopathischer Präparate sind Mitglied im Branchenverband Pharmig sowie in der IGEPHA, dem Verband der Hersteller rezeptfreier Arzneimittel. Beide Verbände engagieren sich durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit zugunsten der Homöopathie.
Weitere Artikel behandeln die Branchenverbände der Pharmaindustrie in der Schweiz und in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Die Pharmaindustrie in Österreich
Im Jahr 2017 betrugen die gesamten öffentlichen und privaten Gesundheitsausgaben in Österreich rund 41,3 Mrd. Euro, entsprechend einem BIP-Anteil[B 1] von 11,2 % oder rund 4.700 Euro für jeden der knapp 8,8 Mio. Einwohner. Davon entfielen 13,1 % oder 4,646 Mrd. Euro (inkl. Umsatzsteuer) auf Arzneimittel in Apotheken und Kliniken. 2015 wurden von der pharmazeutischen Industrie Österreichs 294 Mio. Euro für Forschung und Entwicklung investiert.[1]
Nach Angaben der Pharmig mit Stand Januar 2019[2] gibt es in Österreich rund 150 Pharmaunternehmen mit rund 18.000 Beschäftigten. Davon sei jedes Fünfte in der Produktion tätig. 15 % seien „Großunternehmen“ mit mehr als 200 Beschäftigen, 24 % Mittelunternehmen mit 51 bis 200 und 61 % Kleinunternehmen mit 50 oder weniger Beschäftigten. Die Branche ist also durch mittelständische und kleine Unternehmen geprägt. Auch die Umsatzzahlen zeigen den großen Anteil kleiner (34 % mit weniger als 1,5 Mio. Euro Umsatz) und mittlerer Unternehmen (18 % zwischen 1,5 und 7,5 Mio. Euro).[3] Trotz der kleinteiligen Branchenstruktur exportiert Österreich nach Angaben der Pharmig mehr Arzneimittel als importiert werden.[4]
Im Einklang mit EU-Recht und ähnlich wie das deutsche kennt auch das österreichische Arzneimittelrecht eine Unterscheidung zwischen aufwändig „zugelassenen“ einerseits und ohne spezifischen Wirkungsnachweis „registrierten“ Arzneimitteln andererseits. Ebenso gibt es für Homöopathika unter bestimmten Umständen ein vereinfachtes Zulassungsverfahren, aufgrund dessen Werbung, Verpackung und Beipackzettel mit konkreten Indikationen versehen sein dürfen, was bei lediglich registrierten Homöopathika nicht statthaft ist.[5] In Österreich sind, so ähnlich auch in Deutschland, die meisten homöopathischen Präparate nur registriert und nicht zugelassen.
Humanarzneimittel in Österreich 2018[6] | Gesamt | Homöopathika |
Zugelassen | 9.287 | 606 |
Registriert | 3.964 | 2.979 |
Zur Gesetzeslage u. a. hinsichtlich Zulassung/Registrierung und Erstattungsfähigkeit siehe Hauptartikel ⇒ Gesetzeslage (Österreich).
Unter Berufung auf die IQVIA[B 2] gibt die IGEPHA auf ihrer Website für den Zeitraum von Juni 2017 bis Mai 2018 für Homöopathika einen Absatzrückgang in österreichischen Apotheken um 0,9 % zum vorangegangenen Zwölfmonatszeitraum auf drei Mio. Einheiten an, dies bei gleichzeitigem Umsatzwachstum um 7,3 % auf 43 Mio. Euro zum Apothekenverkaufspreis inkl. Umsatzsteuer, was auf Preiserhöhungen oder Verschiebungen zugunsten teurerer Präparate schließen lässt.[7] Für Letzteres spricht ein Hinweis auf das Präparat Neradin:
Neradin® (Pharma FGP), ein erst im Mai 2017 eingeführtes, rezeptfreies homöopathisches Arzneimittel bei sexueller Schwäche, hat sich so binnen weniger Monate an die Spitze des homöopathischen Verkaufsrankings nach Umsatz setzen können.[7][B 3]
Neradin des deutschen Herstellers PharmaSGP wird in Tablettenform angeboten und ist mit rund 1 Euro pro Dosis gegenüber handelsüblichen Globuli vergleichsweise teuer.[8][B 4] Der Schluss liegt nahe, dass Absatz- und Umsatzentwicklung ohne Sondereffekte wie Neradin schlechter als die Gesamtzahlen sind.
Nach aktuelleren Angaben der IQVIA setzte sich dieser Trend 2019 fort. Den neuen Zahlen zufolge betrug der Absatz homöopathischer Präparate in österreichischen Apotheken im Jahre 2019 39,5 Mio. Euro (Apothekenverkaufspreise inkl. Umsatzsteuer) und damit 2,16 % weniger als 2018. Der Rückgang bei den verkauften Packungen betrug 6,46 % auf knapp 2,7 Mio. Einheiten. Auffällig sind Absatzrückgänge bei den auch in der Statistik mit Abstand häufigsten Anwendungsgebieten Schmerzen/Rheuma und Erkältungen/Atemwegserkrankungen, während sich Absatz und Umsatz bei Haarpflege und Prophylaxe von Tropenkrankheiten im gleichen Zeitraum, von niedrigem Niveau ausgehend, mehr als verdoppelt haben.[9]
Schon 2012 hatte ein führender Hersteller den österreichischen Markt für Homöopathika als gesättigt (mature) und den Absatz als seit Jahren stagnierend (flat for the past 7-8 years) charakterisiert, in dem Umsatzsteigerungen nur durch Preiserhöhungen von 1 bis 2 Prozent pro Jahr zu erzielen seien.[10]
Homöopathika sind von der Erstattung durch die Sozialversicherung explizit ausgeschlossen.[11]
Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (PHARMIG)
Der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (PHARMIG) (in Eigendarstellung die Pharmig) mit Sitz in Wien vertritt (Stand Januar 2020) nach eigenen Angaben „rund 120 Unternehmen, von forschenden über produzierende bis hin zu Vertriebsunternehmen, von Konzernniederlassungen bis zu Ein-Personen-Unternehmen“.[12] Darunter sind einige unter Angabe ihrer deutschen Adresse, das heißt offenbar ohne Niederlassung in Österreich.[13] Weiter heißt es, dass „die Portfolios der Unternehmen (...) rezeptfreie wie rezeptpflichtige, bewährte wie innovative Medikamente und Homöopathika“ umfassen.[12] Der österreichische Arzneimittelmarkt werde von den Pharmig-Mitgliedern „zu gut 95 %“ abgedeckt.[14]
Die Pharmig hat außer Vorstand und Geschäftsführung (Stand Januar 2020) etwa zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in sechs Abteilungen gegliedert sind.[12][15] Dazu gibt es 13 Arbeitsbereiche wie „Arzneimittelversorgung“, „Forschung“, „Pharmakovigilanz“ (Arzneimittelsicherheit) usw. für die praktische Verbandsarbeit.[16] Der in einer Pressemitteilung vom 24.02.2017[17] und einer Pressemeldung vom 28. März 2018[18] genannte Pharmig Arbeitskreis OTC, Homöopathika und Phytopharmaka unter der Leitung von Mag. Martin Peithner, Geschäftsführer des österreichischen Homöopathie-Marktführers Dr. Peithner KG, ist (Stand Januar 2020) an keiner weiteren Stelle auf der Website zu finden. In einem Interview vom November 2012[10] und einer Pressemitteilung der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin (ÖGHM) vom April 2018[19] wird Peithner sogar als „Vorstandsmitglied“ der Pharmig bezeichnet.
Zu den Mitgliedsunternehmen gehören die auch überregional bekannten Homöopathie-Hersteller Peithner und Remedia aus Österreich sowie Wala und Weleda aus Deutschland.[13]
Die Pharmig ist Mitglied der IFPMA – International Federation of Pharmaceutical Manufacturers and Associations und „engagiert sich“ in der efpia – European Federation of Pharmaeutical Industries and Associations.[12]
Der Verband gibt jährliche Statistiken über den Pharmamarkt in Österreich heraus.[20]
Öffentliches Eintreten für die Homöopathie
Die Suchfunktion auf der Website der Pharmig erbringt für „Homöopathie“ (Stand Januar 2020) nur wenige Treffer.[21] „Anthroposophie“ ergab keinen Treffer. Gesucht wurde auch nach den Wortstämmen.
Die Pharmig tritt mit einem „Appell“ für das „individuelle Gesundheitsmanagement“ öffentlich für die Homöopathie ein und schreibt zum Beispiel:
In Österreich gibt es klare gesetzliche Vorgaben, die einzuhalten sind, wenn es um die Zulassung oder Registrierung von Homöopathika geht. Diese werden von der nationalen Zulassungsbehörde hinsichtlich ihrer Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit bewertet.[22]
Die Formulierung übergeht den bedeutenden Unterschied zwischen „Zulassung“ und „Registrierung“ zum Beispiel bezüglich des klinischen Wirksamkeitsnachweises.
Im Nachgang zu einem aufsehenerregenden Vorfall in den USA,[23][24] bei dem mehrere Kleinkinder durch das Gift zu gering verdünnter Belladonna-Präparate verstarben, betonte die Pharmig die „Sicherheit homöopathischer Arzneimittel in Österreich“ mit Verweis auf „strenge Qualitätskontrollen“ und „strenge gesetzliche Vorgaben (…) in der Produktion“. In der gleichen Presseerklärung setzt sich die Pharmig mit den auch in Deutschland üblichen Argumenten für die Apothekenpflicht für Homöopathika ein: Diese stelle „eine professionelle Beratung zur Anwendungs- und Wirkweise“ sicher.[17]
Im Verbandsmagazin Pharmig Info Nr. 2/2019 gibt die Pharmig Andreas Feichtenberger, dem Chefredakteur der Österreichischen Apotheker Zeitung in einem Interview Raum für die Begründung einer Existenzberechtigung der Homöopathie, die allerdings auf einem verbreiteten Fehlschluss beruht („Wer heilt, hat recht“).[25]
Insgesamt scheint das politische und öffentliche Eintreten für die Homöopathie bei der Pharmig indes nicht sehr ausgeprägt zu sein. So wurden z. B. die abgeschaffte Kostenerstattung in Frankreich (2019),[26] die EASAC-Publikation (2017),[27][B 5] die Folgerungen aus der Volksabstimmung in der Schweiz (2009)[28] oder auch die NHMRC-Studie von der Pharmig nicht wie von den Verbänden in Deutschland öffentlich thematisiert.
Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO)
Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) mit Sitz in Wien hat (Stand Januar 2020) 327 in- und ausländische Mitgliedsunternehmen in den Sparten Chemie, Kunststoffe und Pharmazeutika.[29]
Unter den Mitgliedern sind keine Homöopathika-Hersteller. Auf den Websites des FCIO ergab die Suche nach den Wortstämmen „homöo“ und „anthro“ keine Treffer.[30]
Der FCIO ist Mitglied verschiedener europäischer Branchenverbände, darunter die European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (efpia) in Brüssel. [31]
Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI)
Das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI) mit Sitz in Wien ist die österreichische Interessenvertretung von 26 internationalen Pharmaunternehmen mit Fokus auf Forschung und Entwicklung (Stand Januar 2020).[32]
Unter den Mitgliedern sind keine Homöopathika-Hersteller.[33] Auf den Websites des FCIO ergab die Suche nach den Wortstämmen „homöo“ und „anthro“ keine Treffer.[34]
IGEPHA – The Austrian Self Care Association
Die IGEPHA – The Austrian Self Care Association mit Sitz in Wien ist eine Interessengemeinschaft österreichischer Heilmittelhersteller und Depositeure.[B 6] Sie wurde 1967 von Unternehmen gegründet, die rezeptfreie Arzneimittel oder Gesundheitsprodukte herstellen oder vertreiben.[35]
Mit Stand Februar 2019 hatte die IGEPHA 86 Mitgliedsfirmen, 61 ordentliche und 25 außerordentliche, unter letzteren Vertriebs und Medienfirmen, diverse Dienstleister und eine Bank.[36] Im Januar 2020 waren es 93 Mitglieder.[37] Der Verband hat neben ehrenamtlichen Funktionsträgern vier Mitarbeiter/innen[38] und unterhält drei Fachausschüsse.[39]
Der Verband engagiert sich durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für die Hersteller von Homöopathika unter seinen Mitgliedern. Die Suche nach dem Wortstamm „homöo“ auf der Website der IGEPHA liefert zahlreiche Treffer, darunter Pressemitteilungen sowie viele Inhalte, die nur nach Login sichtbar sind.
Im Bereich des Fachausschusses „Regulatory Affairs“ wurden 2018 und 2019 vier Arbeitsgruppen gegründet, darunter eine Arbeitsgruppe Homöopathie. Dazu schreibt die IGEPHA:
Im Fokus steht die Kommunikation mit der Behörde, um die Rahmenbedingungen für homöopathische Arzneimittel zu verbessern. Aktuell bestehen im Vergleich zu anderen Produktgruppen einige Nachteile. Durch laufenden Informationsaustausch soll die Position der Hersteller von homöopathischen Präparaten in Österreich verbessert werden.[40]
Auf die Natur dieser „Nachteile“ wird leider nicht eingegangen.
Die IGEPHA ist Mitglied im Europäischen Verband der Arzneimittelhersteller (AESGP).[35]
Quellen- und Literaturangaben |
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Anmerkungen und Originalzitate |
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