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Conte Cesare Mattei

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Version vom 3. Dezember 2020, 18:21 Uhr

Conte Cesare Mattei war ein italienischer Politiker, Schriftsteller und Homöopath, der die Methode der Elektrohomöopathie erfand, worunter eine Verbindung der klassischen Homöopathie und alchemistischer Spagyrik zu verstehen ist. Der Name „Elektrohomöopathie“ ist allerdings irreführend, da Elektrizität weder im Herstellungsprozess noch in der Therapie verwendet wird. Sie ist der Grundstein für die noch heute angewendete JSO-Komplex-Heilweise.[B 1]

Lebensweg bis zur Erfindung der Elektrohomöopathie

Cesare Mattei wurde am 11. Januar 1809 in Bologna geboren. Seine Eltern waren Luigi Mattei und Therese, geb. Montignani. Er hatte einen jüngeren Bruder mit Namen Giuseppe. Nach dem Tod seines Vaters begab sich Mattei im Alter von 19 Jahren auf eine Grande Tour durch Europa. In den 1830er Jahren gehörte er zum Kreis des Philosophen Paolo Costa, der Mattei über zwei Jahre lang auf den Gebieten der Literatur, Philosophie, Mathematik und den Naturwissenschaften ausbildete.

1847 schenkte Mattei dem römischen Papst Pius IX. einige militärisch wichtige Landstriche, die sich im Besitz seiner Familie befanden, worauf er in den päpstlichen Grafenstand erhoben und ihm der Ehrentitel des „Schatzmeisters von Bologna“ verliehen wurde. Mattei hatte aufgrund persönlicher Kontakte in den Vatikan ein gutes Verhältnis zu Papst und Kurie, wovon auch zahlreiche persönliche Gespräche mit dem Papst zeugen. Von 1847 bis 1848 diente er in der Nationalgarde, wo er bis zum Rang eines Oberst aufstieg. Im Mai 1848 wurde er zum Parlamentsabgeordneten gewählt, allerdings trat er bereits am 15. Oktober 1848 wieder zurück.

Erfindung der Elektrohomöopathie

Am 5. November 1850 begannen die Bauarbeiten zu seinem Schloss „Rocchetta“, wo er ab 1859 lebte und auch seine Arbeiten zur Elektrohomöopathie fertigte. Das Schloss liegt im nördlichen Apennin in der Nähe der Gemeinde Grizzana Morandi (Metropolitanstadt Bologna) und wurde im romantischen Historismus mit starken maurischen Stilelementen errichtet.

Dort wurde er nach eigenen Angaben von der Landbevölkerung um gesundheitlichen Rat gebeten, weswegen er sich mit der Medizin beschäftigte. Als Mattei bei seinem Morgenspaziergang einen an Räude leidenden Hund beobachtete, der offenbar intuitiv spezielle Kräuter fraß und sich dadurch selbst heilte, bekam er die Grundidee einer neuen „Heilmethode“. Eine weitere Grundannahme war, dass Krankheiten nie nur ein Organ beträfen, sondern immer den gesamten Organismus.

Mattei entwickelte in der darauffolgenden Zeit 37 Essenzen als Heilmittel. Den Herstellungsprozess hielt er zu Lebzeiten stets geheim. Er gab nur an, dass es ihm gelungen sei, eine „vegetabilische Elektrizität“ aus Pflanzen extrahieren und in seinen Arzneimitteln konservieren zu können. Angeblich wirkten diese Präparate so schlagartig wie elektrischer Strom, woraus der Name „Elektrohomöopathie“ entstand. Die äußerste Geheimhaltung des Herstellungsprozesses lag Mattei sehr am Herzen. So war aus Angst vor Spionage sein Labor in einem Turm untergebracht und nur über eine Zugbrücke erreichbar. Zur Verbreitung seiner Lehre und der Präparate gründete er in verschiedenen Ländern sogenannte Consistorien, wobei sich das für Deutschland zuständige in Regensburg befand. Erst nach seinem Tode wurde bekannt, dass es sich bei seiner Methode um eine Abwandlung der klassischen Homöopathie handelte, die mit paracelsischer Alchemie verbunden wurde. Dies bedeutet, dass die Mittel entstanden, indem ein Pflanzensud durch Vergärung und Fäulnis hergestellt und dann mit verschiedenen Methoden destilliert wurden. Die so gewonnenen Flüssigkeiten wurden dann nach den Regeln der klassischen Homöopathie „potenziert“.

Natürlich wurde die neue Erfindung kritisch hinterfragt, aber selbst auf einfache Nachfragen nach der Wirkungsweise reagierte Mattei sehr dünnhäutig. Den etwas rauer geführten akademischen Diskurs, dem er sich stellen musste, sah er als persönliche Angriffe, Kränkungen und Verfolgung an.

Letzte Jahre und Tod

Einige Jahre vor seinem Tode adoptierte Mattei Mario Venturoli, der als Conte Mario Venturoli Mattei die Experimente seines Ziehvaters fortführte. Conte Cesare Mattei verstarb am 3. April 1896 auf seinem Schloss Rocchetta.


Quellen- und Literaturangaben
Helmstädter, Axel: Spagyrische Arzneimittel: Pharmazie und Alchemie der Neuzeit, Stuttgart, 1990.

Krauss, Theodor: Graf Cesare Mattei, der Entdecker der Elektro-Homöopathie: eine biographische Skizze. Regensburg, 1893.


Anmerkungen und Originalzitate
  1. Die JSO-Komplex-Heilweise ist eine nach dem Apotheker Johannes Sonntag (1863 – 1945) benannte, u. a. auf Komplexmitteln beruhende Variante der Homöopathie.