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Münchner Kopfschmerzstudie
Die 1997 als Münchner Kopfschmerz-Studie bekannt gewordene Untersuchung ist eine der hochwertigsten Homöopathie-Studien an Patienten, die je unternommen wurden. Sie ergab, dass homöopathische Mittel bei Kopfschmerzpatienten nicht anders als normale Zuckerkügelchen wirken.
Inhaltsverzeichnis
Methodik
Konzept
Die Studie zielte darauf ab, eine Wirksamkeit homöopathischer Mittel nachzuweisen. Ein Biometriker achtete auf Einhaltung der wissenschaftlichen Standards der Evidenzbasierten Medizin. Um auch die Standards der klassischen Homöopathie mit einer individuellen Mittelwahl sicherzustellen, lag die Planung und Durchführung der Studie ansonsten ganz überwiegend in der Hand homöopathischer Ärzte. Sie legten das Studiendesign mit fest, sie wählten eine Krankheit aus, von deren Behandlung sie die größten Erfolge erwarteten, sie konnten ihrem üblichen homöopathischen Prozedere folgen und sie durften sich bei der Behandlung viel Zeit lassen, sich mit Kollegen besprechen und alle Patienten ausschließen, für die sie kein passendes Homöopathikum fanden.
Design
Das Design der Studie wurde vorab in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Die Homöopathen wählten den Kopfschmerz als geeignetes Krankheitsbild. Für die Studie wurden per Anzeige Patienten gesucht, die seit über einem Jahr an chronischen Kopfschmerzen mit mindestens einem Schub pro Woche litten. Die 139 Probanden mussten sich verpflichten, nichts zu tun, was einen homöopathischen Heilerfolg hätte gefährden können. Während einer sechswöchigen Vorlaufzeit führten die Probanden täglich Tagebuch über Kopfschmerzdauer, -häufigkeit und -intensität sowie über ihr allgemeines Wohlbefinden und den Konsum von Schmerzmitteln.
Nach der Vorbereitungszeit wurden die Probanden einem von sechs homöopathischen Ärzten vorgeführt. Nach einer ausgiebigen Fallaufnahme, die im Schnitt deutlich mehr als zwei Stunden dauerte, berieten die Ärzte im Team, wie jeder einzelne Patient zu behandeln sei. Im Konsensverfahren einigten sie sich dann für jeden Patienten auf zwei am besten passende homöopathische Mittel. Insgesamt wurden 25 verschiedene Mittel verschrieben. Von anfänglich 139 Patienten wurden 38 Patienten aussortiert, weil sich die Homöopathen bei ihnen nicht auf eine Behandlung verständigen konnten.
Die Mittel für die restlichen 101 Patienten wurden einem Notar geschickt, der einen Würfel entschieden ließ, welchen Patienten er die empfohlenen Globuli und welchen er stattdessen Placebo-Globuli schickte, die keinen Potenzierungsprozess mit einer Ursubstanz durchlaufen hatten. Die Notizen darüber, wem er welche Mittel zugeteilt hatte, bewahrte er an einem für alle anderen unzugänglichen Ort auf. Die homöopathischen Mittel beziehungsweise Placebo-Kügelchen sowie die vom Arzt festgelegten Einnahmemengen schickte der Notar dann an die Patienten, die die Kügelchen in einer zwölfwöchigen Behandlungsperiode zu sich nahmen. Während dieser Zeit führten die Patienten ihre Tagebücher weiter. Nach den zwölf Wochen schickten alle Patienten ihre Tagebücher direkt an die Organisatoren der Studie.
Ergebnis
Vorher-Nachher-Vergleich
Am Ende verglichen die Forscher die Angaben in den Tagebüchern in der Vorbereitungszeit mit den Angaben in der Behandlungsperiode. Das Ergebnis: 40 Prozent aller Patienten ging es nach der Behandlung etwas schlechter, 39 Prozent unverändert und 21 Prozent ging es deutlich besser, einer von ihnen wurde sogar völlig schmerzfrei. Umgerechnet auf alle Patienten gewann jeder einen schmerzfreien Tag, auch Schmerzdauer und -intensität entwickelten sich im Durchschnitt positiv.
Homöopathikum-Placebo-Vergleich
Zwischen Homöopathikum- und Placebo-Gruppe waren keine statistisch signifikanten Unterschiede erkennbar.[1]
Konsequenzen
Die Studie zeigte, dass zwischen homöopathischem Mittel und Placebo kein Unterschied besteht. Damit bestätigte die Untersuchung, was pharmakologisch und physiologisch zu erwarten war. Schließlich sind Placebo und homöopathische Mittel bereits in niederen Potenzen chemisch nicht unterscheidbar und nach dem Dosis-Wirkungs-Prinzips sind spezifische physiologischen Wirkungen ausgeschlossen.
Die Ärzte und Wissenschaftler, die an der Studie mitgewirkt hatten, zogen jedoch andere Lehren aus den Ergebnissen. Auf einem Nachbereitungs-Workshop suchten sie den Grund für das Versagen der Mittel ausschließlich in der Anlage und Durchführung der Studie, wie der unpassenden Patientenauswahl, der zu kurzen Nachbeobachtungszeit etc. So war in der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung, die dem Workshop zur Kopfschmerzstudie zwei Ausgaben widmete, im Vorwort lediglich von einem „methodischen Fehlschlag“ die Rede.[2]
Quellen- und Literaturangaben |
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